Uluru

 

Es gibt Dinge auf dieser Welt, die ihre Macht, ihre Schönheit und ihre mysteriöse Aura nicht verlieren, auch wenn sie auf tausenden von Postkarten festgehalten, in Reiseberichten gepriesen, von einer unendlichen Schar Touristen photographiert und ihre Wunder von Dokumentarfilmen aufgedeckt und analysiert werden. Eines davon ist der Stein in der Mitte Australiens, welchem der Entdecker William Christie Gosse den Namen Ayers Rock gegeben hatte. Der Stein war zu dieser Zeit jedoch schon seit mehr als zehntausend Jahren bei den Aboriginies als Uluru bekannt. So wird er denn auch heute wieder genannt, nachdem er vor elf Jahren den Ureinwohnern zurückgegeben wurde, welche ihn nun als Teil eines Nationalparks an die australische Regierung vermieten.

Uluru gehört heute also wieder seinen ursprünglichen Besitzern. Wenn man jedoch einen Tag bei Uluru verbringt, hat man eher das Gefühl, er gehöre den Touristen. Schon vor Sonnenaufgang bahnt sich eine Kolonne von Tour Bussen und privaten Autos seinen Weg vom zwanzig Kilometer entfernten Ayers Rock Resort zum Stein. Aus diesen Fahrzeugen ergiesst sich dann ein Strom von Menschen, der sich über den Parkplatz dahin schlängelt, um dann in einer geraden Linie von bunten Punkten über den roten Stein dem blauen Himmel entgegenzuklettern. Minga, Ameisen, wird diese Prozession von den Aboriginies treffend beschrieben.

'To climb or not to climb', das ist hier die Frage. Den Aboriginies wäre es eigentlich lieber wenn Uluru nicht bestiegen würde. Uluru ist ein Teil der Tjukurpa, der Traumzeit und muss somit geehrt und behütet werden. Auch haben schon mehrere Menschen bei dem nicht ganz ungefährlichen Aufstieg den Tod gefunden, wofür sich die Aboriginies als Gastgeber verantwortlich fühlen. Doch die meisten Besucher besteigen den Stein trotzdem. Das Bezwingen des steilen, roten Felsens, der Eintrag im Gipfelbuch und die Aussicht über die sonst flache Umgebung hinüber zu den Olgas ist für sie ein wichtiger Bestandteil des Erlebnisses Uluru, für das sie von weit her an gereist sind. Es gehört genauso da zu wie die Fotos zum mit nach Hause nehmen und das Bestaunen des Sonnenunterganges, wenn sich der Stein von funkelndem Gelb, zu feurigem Orange, dann dunklem Rot und schliesslich einem unbeschreiblichen Blau verfärbt. Uluru ist für die meisten Besucher ja auch nicht ein Gebilde aus der Traumzeit, sondern ein Monolith, der durch Jahrtausende von Wind und Wasser geformt wurde. Eine Touristenattraktion, die zu jeder Australienreise dazugehört, und die durch die Anwesenheit der Aboriginies einen zusätzlichen Reiz erhält.

Die Traumzeiterzählungen und die sich daraus ergebenden Gesetze der Aboriginies werden nicht ganz ernst genommen, denn die Wissenschaft hat bereits erklärt, wie Uluru in Wirklichkeit entstanden ist. So können dann auch die Wünsche der Aboriginies mit gutem Gewissen übergangen werden. Vor ein paar Jahren jedoch erwähnte ein Ranger des Nationalparks in einem Interview, dass hie und da Steine, welche von Uluru als Souvenir mitgenommen wurden, wieder an den Park zurückgeschickt werden, da sie scheinbar Unglück brachten. Die Story war kaum gedruckt, als eine Flut von Paketen mit Steinen bei der Parkverwaltung eintraf. Alles in Allem wurden vierhundert Kilogramm kleinere und grössere Stücke von Ayers Rock alias Uluru dem roten Monolithen wieder an ihren Ursprungsort retourniert !

Ref:LZSEP96.SAM

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