Neue Freunde

Was tut man, wenn das Motorrad bei strömendem Regen, in einem fernen Land, Mitten auf der Autobahn, Kilometer weit entfernt von der nächsten Ausfahrt plötzlich den Geist aufgibt ? Wenn man Glück hat, hält jemand an, der sich den nassen, schlotternden Gestalten am Strassenrand erbarmt. Doch mit einem Helm auf dem Kopf wirkt man nicht gerade vertrauenserweckend, und in einem Zeitalter, wo jeder jedem misstraut, ist so ein Glücksfall ohnehin höchst unwahrscheinlich. Also bleibt einem nichts anderes übrig, als sich auf die Suche nach der nächsten Telefonkabine zu machen, denn für solche Notfälle ist die kleine 'weisse Bibel' wie geschaffen. Sie listet weltweit die Telefonnummern von anderen BMW Fahrern auf, welche bereit sind einem gestrandeten Kollegen auszuhelfen.

Wir hatten es bisher noch nie gewagt, davon Gebrauch zu machen, denn selbst ist der Mann oder die Frau, und die alten Berührungsängste sind auch nach Monaten unterwegs noch nicht ganz verschwunden. Doch diesesmal kommen wir nicht daran vorbei. Und so holt uns wenig später Jerry mit seinem Anhänger ab. Wir staunen nicht schlecht, als er uns auf eine riesen Farm mit einer eigenen Flugbahn führt. Dort begrüsst uns seine Frau Faye, eine kleine zierliche Person, die aber trotz ihrem Alter immer noch ihr eigenes Motorrad fährt. Beide haben sich anscheinend sehr über unseren Anruf gefreut, denn obwohl ihre Telefonnummer schon seit Jahren in der 'weissen Bibel' steht, sind wir die ersten, die sich melden. Unser Gastgeber schlägt vor, die benötigten Teile für das Motorrad von Chris zu bestellen. Chris betreibt in Kalifornien ein Versandgeschäft mit gebrauchten Ersatzteilen und wie sich bald herausstellt, kennt er einen guten Freund von uns aus Deutschland. In den nächsten Tagen, während wir das Motorrad reparieren, werden wir von Faye mit Essen verwöhnt, Jerry erzählt uns Geschichte um Geschichte aus den Tagen, in denen er als Flugingenieur für PAN-AM fast um die ganze Welt flog und zudem kommen wir in den Genuss von kurzen Spritztouren in Jerrys kleinem Sportflugzeug.

Nach dieser wundervollen Erfahrung, überlegen wir bei der nächsten grösseren Panne nicht lange und holen sofort die 'weisse Bibel' hervor. Diesesmal kommen Mark und Dorean zu unserer Rettung und in ihrer Garage wird eine neue Kurbelwelle, welche wir natürlich von Chris bestellt haben, montiert. Inzwischen sind schon wieder einige Monate vergangen und wir waren bei Thommy, einem Auslandschweizer, der leider damals keinen Platz hatte und uns so an Helge weiterverwies, was völlig überflüssig war, denn Helge hatten wir schon vor Jahren in Panama kennengelehrnt und wollten ihn sowieso besuchen. Helge hatte jedoch keine Garage und so landeten wir bei Eric, welcher wiederum meinte, wir müssten unbedingt Liz in San Francisco besuchen, was wir ohnehin vorhatten, da Liz eine alte Bekannte des bereits besagten Freundes aus Deutschland ist, welcher Chris kennt. Während dem Besuch bei Liz, musste diese eine elektrische Weste bei Chris vorbeibringen und so endeten wir bei dem Typ, der uns bis jezt immer die Ersatzteile geschickt hatte. Berührungsängste kennen wir schon lange nicht mehr und in der Zwischenzeit fragen wir uns wie zum Teufel die Welt so klein geworden ist?