Schweizer in Australien

 

Hätten Sie gewusst, dass an einer der Reisen des berühmten Entdeckers Kapitän Cook auch ein Schweizer teilnahm ? Sein Name war John Wäber und er begleitete die Expedition als Maler. Siebzehnhundertsiebenund- siebzig setzte somit der erste Schweizer Fuss auf australischen Boden. Und dies sogar elf Jahre bevor in Botany Bay die erste Sträflingskolonie gegründet wurde! Nicht weniger abenteuerlich waren wahrscheinlich auch die Geschichten anderer Schweizer, welche ein paar Jahrzehnte später ihre Sachen packten, eine lange Schifffahrt auf sich nahmen und versuchten, in einem noch fast unerforschten Land, ihr Glück zu machen. Einige waren sehr erfolgreich, wie etwa Charles Joseph La Trobe, der es im damaligen Port Phillip, dem heutigen Melbourne, bis zum Superintendenten schaffte.

Aber Australien war halt doch weit von der Schweiz entfernt, und so versuchte man die Heimat zu sich zu holen, indem man in langen Briefen Verwandte und Bekannte ebenfalls zum Auswandern aufforderte. Als dann um achzehnhundertfünfzig Gold gefunden wurde, brauchte es keine grossen Überredungskünste mehr. Zu Tausenden strömten Europäer, Amerikaner und Chinesen nach Downunder. Darunter auch über zweitausend Goldsucher aus dem Maggia und dem Verzasca Tal. Die Wenigsten dieser Glücksritter fanden Reichtümer, doch viele blieben trotzdem in Australien hängen. Schliesslich wurde aus den englischen Kolonien ein Staat. Man verstand sich aber ganz klar als europäischen Aussenposten und wollte auf keinen Fall ein asiatisches Land werden. Deshalb wurde zur gleichen Zeit das 'Weisse Australische Gesetz' ins Leben gerufen, welches verhindern sollte, dass Asiaten nach Australien migrieren. Auf Grund dieses Gesetzes musste jeder Einwanderer einen Sprachtest in einer, vom Einwanderungsbeamten willkürlich gewählten, europäischen Sprache bestehen. Die Asiaten hatten somit keine Chancen, denn der Test konnte ja zum Beispiel in Finisch oder Ungarisch angesetzt werden.

Nach dem zweiten Weltkrieg machte sich Australien auf die Suche nach neuen Bürgern. Es entstanden, unter anderem auch mit der Schweiz, verschiedene Programme, in denen die australische Regierung die Überfahrtskosten für Einwanderungswillige übernahm, um so die eigene Bevölkerung aufzustocken. Über achzigtausend Europäer kamen dadurch nach Australien. Die verschiedenen europäischen Einflüsse sind denn hier auch gut spürbar. Es gibt Croissants und Cappuccinos, Bäckereien mit Namen wie Swiss Glory oder Swiss Patisserie, deutsche Wursthäuser und vieles mehr. Da viele dieser Einwanderer erst seit ein oder zwei Generationen hier sind, hört man auch hie und da andere Sprachen als Englisch.

Während vor gut vierzig Jahren also Europäer noch mit offenen Armen empfangen wurden, so hat sich das Bild heute schon wieder geändert. Der grosse Prozentsatz von Arbeitslosen und die Angst, dass die begrenzten Resourcen ausgehen könnten, haben dazu beigetragen, dass die Einwanderungsbestimmungen verschärft wurden. Heute geht alles nach einem ausgeklügelten Punktesystem. Der Antragssteller muss dabei eine gewisse Anzahl Punkte erreichen. Diese werden nach verschiedenen Kriterien vergeben. Berufsarten, wo Stellen zur Verfügung stehen, werden mit Punkten belohnt. Auch Ausbildung und Berufserfahrung können die Punktezahl vermehren. Einwanderer aus der Schweiz gibt es auch heute noch, doch scheinen die Schweizer das Land Downunder vorallem als Reiseziel entdeckt zu haben.

Ref: LZAPR96.SAM

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